Die Patella­luxa­tion/Knie­scheiben­luxa­tion
beim Hund

Die Patella­luxa­tion/Knie­scheiben­luxa­tion beim Hund

Bei der Patellaluxation handelt es sich in den meisten Fällen um eine angeborene Achsenfehlstellung im Bereich von Oberschenkel, Knie und Unterschenkel, die zu einer Verlagerung der Kniescheibe aus ihrer normalen Position in der Trochlea ossis femoris (Rollkamm des Oberschenkels) führt.

Seltener ist sie die Folge einer traumatischen Kapselruptur, einer inkorrekt (in Fehlstellung) verheilten Fraktur oder das Begleitphänomen eines Kreuzbandrisses respektive einer Oberschenkelkopfluxation (Femurkopfluxation).

Auch wenn die kongenitale Patellaluxation häufig bei Jungtieren diagnostiziert wird, muss sie nicht von Geburt an mit klinischen oder morphologischen Veränderungen einhergehen.

Beachtenswert ist jedoch, dass die Kniescheibenluxation bei den prädestinierten Rassen eine der häufigsten Lahmheitsursachen darstellt. Erkrankte Tiere fallen meistens in jungem Alter mit einem Schwerpunkt um den 5. Lebensmonat durch eine intermittierende Lahmheit der Hintergliedmaßen (hüpfendes Gangbild) auf. Je früher sich das Krankheitsbild manifestiert, desto stärker sind die anatomisch sichtbaren Veränderungen des Skeletts und der Muskulatur.

Bei einigen der betroffenen Rassen ist deshalb vor einer Zuchtzulassung eine gezielte Untersuchung auf Patellaluxation durch zertifizierte Untersucher:innen vorgeschrieben.

Mit 75 - 80 % dominiert bei der angeborenen Form die mediale Luxation. Betroffen sind vor allem die Miniatur- und Zwergrassen wie Pudel, Zwergspitz, Chihuahua und Yorkshireterrier.

Die kongenitale laterale Kniescheibenluxation ist deutlich seltener und kommt vorwiegend bei Hunden mittlerer und großer Rassen vor. Im Falle der kleinwüchsigen Hunde wird sie meist bei Tieren im fortgeschrittenen Alter diagnostiziert.

Die Patella­luxa­tion/Knie­scheiben­luxa­tion bei der Katze

Im Unterschied zum Hund ist die Patellaluxation bei der Katze weitaus seltener beschrieben. Zu den prädestinierten Rassen gehören unter anderem die Devon Rex und die Abessinierkatzen.

Einteilung der Grade

In der Literatur werden unterschiedliche Methoden zur Einteilung des Schweregrades einer Kniescheibenluxation beschrieben. Die Einteilung der Grade ist bei der medialen und der lateralen Patellaluxation identisch. Bewährt hat sich die Einteilung von Putnam (1968).

  • Grad 1: Durch manuellen Druck in Beuge- und Streckbewegung kann die Kniescheibe luxiert werden. Sobald der Druck nachlässt, kommt es zu einer spontanen Reposition der Kniescheibe.
  • Grad 2: Die Kniescheibe kann durch Fingerdruck oder durch Streckung des Kniegelenkes durch den Untersucher/die Untersucherin oder das Tier selbst luxiert werden. Die Kniescheibe bleibt luxiert und springt nur durch Druck oder aktives Beugen und Strecken zurück in die Kniescheibenrinne.
  • Grad 3: Die Kniescheibe ist luxiert. Sie kann durch manuellen Druck in ihre reguläre Stellung gebracht werden. Sobald der Druck nachlässt, kommt es zur erneuten Luxation der Kniescheibe.
  • Grad 4: Die Kniescheibe ist permanent nach medial oder lateral luxiert. Eine Reposition ist nicht möglich.

Aufgrund der komplexen Anatomie der Hintergliedmaße muss die Therapie der Art und dem Schweregrad der Luxation angepasst sein.

Chirurgische Therapie

Ziel der chirurgischen Therapie ist die Wiederherstellung der Gliedmaßenfunktion. Hierfür müssen in aller Regel Korrekturen der skelettalen Anomalien durchgeführt werden. Die häufigste Operationstechnik ist eine Kombination aus Trochleakeilvertiefung, Transposition der Tuberositas tibiae und einer Straffung des Weichteilgewebes (Faszien- und Gelenkkapselraffung). Je nach Schweregrad und Komplexität der Achsenabweichungen (Rotation/Torsion des Ober- und Unterschenkels) kann jedoch auch eine Korrekturosteotomie von Ober- und/oder Unterschenkel notwendig sein, um langfristig eine adäquate Gliedmaßenfunktion zu gewährleisten.

Weitere Informationen

Formen der Luxation: Ätiologisch unterscheidet man die erworbene von der angeborenen Patellaluxation. Die Kniescheibe kann nach medial, nach lateral und in seltenen Fällen auch in beide Richtungen verlagert sein.

Von einer habituellen Form der Luxation spricht man, wenn sich die Kniescheibe die meiste Zeit in der richtigen Position befindet und im Anschluss an eine Luxation die Reposition spontan in der nächstfolgenden Bewegungsphase erfolgt.

Bei der stationären Patellaluxation kommt es entweder durch manuelle Einwirkungen zu einer Reposition der Kniescheibe (temporär stationäre Luxation) oder es liegt eine dauerhafte Luxation vor. Eine permanente Luxation zeichnet sich dadurch aus, dass eine Reposition der Kniescheibe nicht mehr möglich ist.

Die traumatische Patellaluxation

Traumatisch bedingte Luxationen gehören zu den erworbenen Formen der Kniescheibenluxation. Darüber hinaus zählen dazu die Formen, die als Folge kniegelenksferner Erkrankungen (z. B. Oberschenkelkopfluxation) auftreten.

Auch wenn die Kniescheibenluxation im Rahmen eines Traumas verursacht wurde, kann das Auftreten einer Luxation durch vorhandene Instabilitäten bzw. Veränderungen in der Anatomie begünstigt werden.

Durch ein Trauma verursachte Luxationen führen in aller Regel zu einer medialen Patellaluxation. Im Unterschied zu der kongenitalen Form ist die traumatische Patellaluxation aufgrund der Kapsel- bzw. Bandrupturen und der ggf. zusätzlichen Knorpel-, Knochen-, Gefäß- und Nervenverletzungen akut schmerzhaft.

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