Kreuzbandoperation
Das kraniale Kreuzband beim Hund entspricht dem vorderen Kreuzband beim Menschen. Es handelt sich hierbei um ein fibröses Band, das sich vom Oberschenkelknochen (Femur) zum Schienbein (Tibia) zieht. Es bewahrt das Schienbein in Belastungssituationen davor, relativ zum Oberschenkelknochen nach vorn zu rutschen. Darüber hinaus verhindert das kraniale Kreuzband eine Überstreckung des Kniegelenkes und wirkt unter anderem als zusätzlicher Stabilisator bei Rotationsbewegungen.
Die häufigste Ursache für einen Kreuzbandriss beim Menschen sind Verkehrs- und Sportunfälle. Dies trifft bei der Mehrzahl der Hunde nicht zu. Dem Kreuzbandriss des Hundes liegt in aller Regel ein degenerativer Prozess zugrunde. Dies hat zur Folge, dass das vordere Kreuzband sukzessive auffasert und nicht selten im Rahmen sogenannter „Bagatelltraumata“ (z. B. durch Treten in ein Mauseloch) vollständig reißt.
Die zugrunde liegende Ursache ist beim Hund noch nicht vollständig geklärt, allerdings scheinen genetische Faktoren bedeutsam zu sein.
Zu den prädisponierten Rassen gehören unter anderem Labrador Retriever, Rottweiler, Boxer, West Highland White Terrier und Neufundländer. Zusätzliche Faktoren, die vermutlich eine Rolle in der Pathogenese des Kreuzbandrisses spielen, sind Übergewicht, hormonelle Imbalancen (Kastration?), diverse entzündliche Veränderungen im Kniegelenk und die individuelle Konstitution des Hundes.
Die klassischen Symptome sind entweder eine akut auftretende hochgradige Lahmheit oder immer wiederkehrende Lahmheiten, die sich zunächst durch Ruhe und Schmerzmittel bessern.
Therapieoptionen
Ein konservativer Therapieversuch wird nur in Ausnahmefällen empfohlen, da ein partiell oder vollständig gerissenes Kreuzband nicht von allein verheilt. Patienten über 15 kg haben ohne chirurgische Therapie kaum eine Chance, langfristig lahmheitsfrei/schmerzfrei zu laufen. Aber auch bei Hunden unter 15 kg und bei Katzen kommt es mit einer konservativen Therapie in den seltensten Fällen zu einer vollständigen Genesung. Empfohlen wird diese nur dann, wenn es sich um einen multimorbiden Patienten oder aus anästhesiologischer Sicht um einen „Hochrisikopatienten“ handelt, der mit großer Wahrscheinlichkeit eine Narkose nicht überleben würde.
Bei diesen Patienten bilden folgende Maßnahmen die Grundpfeiler des konservativen Therapieregimes:
- adäquate Schmerztherapie
- Gewichtskontrolle
- Physiotherapie
- Schonung
- Tragen einer Orthese oder stabilisierenden Kniebandage
- Nahrungsergänzungsmittel: Gabe von Omega-3-Fettsäuren und z. B. Grünlippmuschelextrakt etc.
Es gibt eine Vielzahl chirurgischer Möglichkeiten, Patienten mit einem Kreuzbandriss zu behandeln. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen diversen Fadentechniken (sogenannte extrakapsuläre Stabilisierung) und Methoden, die durch Veränderung der Belastung im Gelenk das geschädigte vordere Kreuzband funktionell überflüssig machen (z. B. Tibial Plateau Leveling Osteotomy (TPLO) und Tibial Tuberosity Advancement (TTA)).
Der operative Kreuzbandersatz durch eine Sehnentransplantation (Kreuzbandplastik), wie er in der Humanmedizin Standard ist, sobald mehr als 50 % des Kreuzbandes gerissen sind, wird aktuell in der Veterinärmedizin nur bei bestimmten Fragestellungen angewendet, da das Outcome schwer vorhersagbar ist.
Im Tierärztehaus Darmstadt ist unsere präferierte Operationsmethode die TPLO, die wir routinemäßig durchführen.